WIEN. In der Europäischen Union zeichnet sich ein unerwarteter Widerstand gegen Vladimir Putins Energie-Waffe ab. Trotz der reduzierten Lieferungen von Gazprom hat die EU beeindruckende Erfolge bei der Gasspeicherung erzielt und ist auf dem besten Weg, bis 2027 die Energieimporte aus Russland vollständig zu stoppen. Diese Entwicklung beweist, dass die Energieabhängigkeit Europas nicht so wirkungsvoll als Druckmittel eingesetzt werden kann, wie es Putin vielleicht angenommen hatte.
Dieser Schritt der EU folgt auf die seit 2014 andauernde Krise in der Ukraine und zeigt eine entschlossene Reaktion auf die russische Invasion im Februar 2022. Obwohl anfangs die Energieimporte aus Russland nicht gestoppt wurden, was Putins Energiepolitik zunächst zu bestärken schien, hat die schnelle und zielgerichtete Antwort der EU die geopolitischen Pläne Russlands durchkreuzt.
Als Ergebnis dieser Bemühungen ist die EU im Energiebereich vielseitiger und flexibler geworden. Europas rekordhohe Gasspeicherfähigkeit hat zur Bewältigung von zwei milden Wintern beigetragen und die schnelle Umstellung auf alternative Energiequellen ermöglicht. Europäische Märkte haben zudem eine bemerkenswerte Resistenz gegenüber hohen Energiepreisen gezeigt, im Gegensatz zu steigenden Energienachfragen in Asien, und erhöhten die LNG-Importe aus neuen Quellen wie den USA und Katar.
Diese Entwicklung brachte jedoch auch Herausforderungen für Europa mit sich. Besonders in energieintensiven Sektoren führte der Rückgang des Verbrauchs zu einer industriellen Schrumpfung, insbesondere in Deutschland sank der industrielle Gasverbrauch erheblich.
Die Energiepolitiken der USA und die wachsende Nachfrage nach Gas in asiatischen Ländern sind ebenfalls Teil dieser Dynamik. Während die USA als weltweit größter LNG-Exporteur weiterhin eine wichtige Rolle spielen, versucht Russland, durch die Erhöhung der LNG-Exporte in die EU, den Verlust der Sibirischen Lieferungen teilweise zu kompensieren.
Abschließend lässt sich sagen, dass Europas Reise zur Energieunabhängigkeit die geopolitischen Gleichgewichte neu formt. Dieser Prozess erfordert nicht nur eine Diversifizierung der Energiequellen, sondern auch eine Auseinandersetzung mit den Fragilitäten, die durch die externe Abhängigkeit der EU entstehen. Die internationalen Auswirkungen der Energiepolitik bleiben ein entscheidender Faktor, der Europas zukünftige Strategien maßgeblich beeinflussen wird.